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Serie Dr. med. Natur: Echter Lavendel
Schon unsere Vorfahren setzten mit ihrem Erfahrungswissen auf die heilenden Kräfte von Arzneipflanzen. Längst sind viele davon mit wissenschaftlichen Methoden gut erforscht. Ob als Tee, Kapseln oder Salbe: Die bewährten Wirkstoffe erhalten Sie in geprüfter Qualität in der Apotheke. In dieser Ausgabe erfahren Sie mehr über den Echten Lavendel (Lavandula angustifolia).
Herkunft
Bei Lavendel hat man unweigerlich die unendlich weiten lilafarbenen Felder der Provence vor Augen, wo der Halb- bis Zwergstrauch, anmutig vom Wind gestreichelt, hin und her tänzelt. Lavendel kommt indes auch in Indien vor, doch ursprünglich beheimatet ist er in den Küstenregionen des Mittelmeers. Der Strauch bevorzugt die Wärme und gedeiht auf anspruchslosen Böden, also auch in Bergregionen.
Botanik
Lavendel gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütler, die Gattung Lavendel kennt weltweit rund 30 Arten. Er hat eine Blütezeit von Juni bis August, manche Arten sind winterhart. Als Heilpflanze eignen sich insbesondere drei Arten: Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Schopflavendel (Lavandula stoechas) und Lavandin (Lavandula hybrida).
Geschichte
Erste Aufzeichnungen über die Wirkkraft von Lavendel gehen 2500 Jahre zurück bis zu den alten Ägyptern, die die Pflanze als Parfüm, aber noch mehr beim Mumifiziersprozess zu nutzen wussten. So fanden Historiker Spuren von Lavendel gar in der Grabstätte des ägyptischen Pharaos Tutanchamun. Die Römer wendeten Lavendel häufig in ihrer Badekultur an, aus dem Lateinischen hat die Pflanze denn auch ihren Namen („lavare“ bedeutet waschen). Und schon im Mittelalter war die Vielfalt der positiven Wirkungen bekannt: Lavendel galt unseren Vorfahren nicht nur als Duftstoff für Parfüm und in der Aromatherapie, sondern bereits als Heilmittel gegen Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen.

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Verwendete Pflanzenteile
Lavendel findet vielfache Anwendung in der Küche, in Kosmetik (Seifen) und auch in der Medizin. Aus den Blütenständen und dem Stängel wird Lavendelöl hergestellt. Auch Imker schätzen die Pflanze, ihr Nektar besticht durch einen besonders hohen natürlichen Zuckergehalt. Köche nutzen junge Blätter und weiche Triebe dank der blumigen Note zum Verfeinern von Fleischspeisen (wie Lamm) und Soßen, aber auch bei Desserts (weiße Schokolade, Eiscreme). Lavendelaroma ähnelt Rosmarin, gehört allerdings in der beliebten Gewürzmischung „Kräuter der Provence“ nicht standardmäßig dazu.
Auf den betörend schönen Provence-Feldern wird mittlerweile das weniger edle Lavandin angebaut, ein Hybrid aus Echtem Lavendel und Speik-Lavendel, das als Basis für preiswerte Essenzen, Waschpulver und Öle dient. Für die medizinische Anwendung in Tees oder auch Badeölen kommen sowohl das gewonnene ätherische Lavendelöl wie auch getrocknete Lavendelblüten in Frage.
So wirkt Lavendel
Es kommt nicht von ungefähr, dass Lavendel bereits mehrfach und von diversen Institutionen zur Heilpflanze des Jahres ausgerufen wurde, etwa 2008 und zuletzt 2020. Lavendel wird insbesondere eine beruhigende Wirkung nachgesagt. Zudem kann Lavendeltee gegen Blähungen helfen und gilt als gallentreibend. Bei Einschlafstörungen, innerer Unruhe, aber auch bei Anzeichen von Erschöpfung und nervös bedingten Magen- und Darmstörungen denken Naturheilkundler an die positive Kraft der fliederfarbenen Phytotherapie. 2014 wurden die beruhigenden Effekte von Lavendel bei Angststörungen sogar in einer Doppelblindstudie wissenschaftlich belegt.
Physiotherapeuten nutzen Lavendel zur Schmerzlinderung, wenn sie bei der Massage auf Lavendelöl zurückgreifen. Sogar bei rheumatischen Beschwerden kommt Lavendelöl zum Einsatz. Laut portugiesischen Forschern wirkt das Öl in bestimmten Konzentrationen auch gegen Hefe- oder Fadenpilze. Und nicht zuletzt wird Lavendel auch als Repellent eingesetzt – insbesondere zur Abwehr von Insekten wie Motten (Duftsäckchen im Kleiderschrank) und Mücken (Lavendelöl auf der Haut aufgetragen).
Darreichungsformen
Die Heilpflanze kann äußerlich zur Einreibung oder als Badezusatz ihre Wirkung entfalten, das Naturheilmittel wird aber auch innerlich angewendet in Form von Arzneimitteltee oder als Tropfen.